Bist du auch eine der vielen Mamas, die glauben, dass anfängliche Schmerzen beim Stillen normal sein sollen? Keine Sorge, du bist nicht allein. Unsere neuesten Erkenntnisse zeigen, dass dieses Märchen in Deutschland tatsächlich weitverbreitet ist.
Wenn du Schmerzen und Schwierigkeiten beim Stillen erlebst, bist du doppelt so gefährdet, frühzeitig abzustillen1. Ein Blick auf das Balkendiagramm macht es deutlich: 16 % der Frauen, die »Stillen tut weh« beipflichten, hören früher auf zu stillen, im Gegensatz zu nur 8 % der Frauen, die diesem nicht zustimmen2. Schmerzfrei stillen, das klingt doch viel besser, oder? Denn dieser Schmerz ist ein Signal deines Körpers, dass etwas nicht stimmt und zeigt, warum Mamas oft vorzeitig aufgeben. Und glaub mir, Forschungsergebnisse aus der Academy of Breastfeeding Medicine bestätigen das: Lang anhaltender Schmerz ist ein häufig genannter Grund fürs frühzeitige Abstillen3.
Viele Frauen erleben, dass ihre Schmerzen beim Stillen als »normal« abgetan werden. Hier kommt ein Begriff ins Spiel, der zunehmend Aufmerksamkeit bekommt: Medical Gaslighting. Vielleicht hast du schon einmal erlebt, dass deine gesundheitlichen Beschwerden – seien es Schmerzen beim Stillen oder andere Symptome – von medizinischem Fachpersonal minimiert oder gar ignoriert wurden. Dieses Phänomen, bekannt als Medical Gaslighting, betrifft besonders Frauen. Es beschreibt die Erfahrung, dass medizinische Belange von Frauen oft nicht ernst genommen werden, was dazu führt, dass sie an sich selbst zweifeln oder sich erst gar keine Hilfe suchen.
In Deutschland hält sich das Ammenmärchen der schmerzhaften Stillanfänge hartnäckig. Klar ist: Stillen ist ungewohnt, sollte aber niemals wehtun, auch nicht am Anfang. Wunde oder gar blutige Brustwarzen sind nichts, was du »aushalten« musst. Schmerz ist ein Signal deines Körpers, das Beachtung verdient. Wenn du Schmerzen hast, dann wende dich sofort an deine Hebamme und ziehe gerne auch zusätzlich noch eine Stillberaterin hinzu. Denn wusstest du, dass 90–95 % aller Frauen weltweit physiologisch in der Lage sind, zu stillen? Oft lassen sich Schmerzen durch einfach zu behebende Probleme erklären: eine ungünstige Stillposition, ein schlechtes Andocken deines Babys – all das kann beispielsweise eine kompetente Stillberaterin mit dir lösen4. Oft bereits in einer einzigen Sitzung.
Unsere Studie zeigt: Stillberaterinnen sind oft der Schlüssel zur Lösung. Eine Sitzung kann oft die Ursache von Problemen aufdecken. Auch Stillvorbereitungskurse helfen, Schwierigkeiten von vornherein zu vermeiden. Eine gute Kombination aus Nachsorge-Hebamme und Stillberaterin führt zu den besten Ergebnissen.
Zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen und das Still-Lexikon sind hervorragende Anlaufstellen.
Der Wandel beginnt in unser aller Köpfen. Wir brauchen eine Gesellschaft, die Stillen als selbstverständlich und schmerzfrei ansieht. Du verdienst es, gehört und ernst genommen zu werden. Unterstützt und begleitet zu werden
Sei Teil der Veränderung – unsere Studie ist nur der Anfang. Hilf uns, die Betreuung von Familien zu verbessern und sicherzustellen, dass alle Stimmen gehört werden.
Gemeinsam brechen wir Tabus, empowern Mütter und ändern die Richtung. Bist du dabei? ❤️
Deine Chrissi
1, 2: babysatt Stillstudie: Ergebnisbericht zur Studie »Stillen in Deutschland besser verstehen: Informationsquellen, Hindernisse und Unterstützung«, Holderbaum, Christina; Zenker, Viktoria, 2025.
3: Berens, Pamela/Anne Eglash/Michele Malloy/Alison M Steube: ABM Clinical Protocol #26: Persistent Pain with Breastfeeding, Breastfeed Med, 11(2):46-53, 2016.
4: Reich-Schottky/Rouw, 2021, S. 155.
Wir sind zwei Mütter, Christina Holderbaum und Viktoria Zenker, die diese Studie im engen Austausch mit Stillexpertinnen, Hebammen, medizinischem Fachpersonal und anderen Eltern durchgeführt haben. Wir arbeiten beide im Forschungs- und Statistikbereich und haben unsere reguläre Arbeitszeit um einen Wochentag gekürzt, damit wir an diesem Herzensprojekt arbeiten können. Die Stillstudie finanzieren wir vollständig aus eigener Tasche und fühlen uns den Grundsätzen der Nationalen Stillförderung und dem WHO-Kodex verpflichtet.
Autorin der Stillstudie
Gründerin von babysatt, Researcherin, Stillbegleiterin (DAIS)
Co-Autorin der Stillstudie
Researcherin
Unterstützerin der Stillstudie
Logopädin, Fachkraft babygeleitete Beikost, Stillberaterin
Unterstützerin der Stillstudie
Ärztin, Still- und Laktationsberaterin (IBCLC)
Unterstützerin der Stillstudie
Still- und Laktationsberaterin (IBCLC)