Wir alle kennen den Mythos der unbeschwerten Stillzeit – alles sollte wie von selbst laufen. Doch dann kommen sie: wunde Brustwarzen. Ein weitverbreitetes Problem, das oft verschwiegen wird. Dabei lassen sich wunde Brustwarzen mit dem richtigen Wissen und guter Unterstützung schnell beheben.
Wunde Brustwarzen beim Stillen? Kein Grund zur Panik!
Wunde Brustwarzen sind kein Grund zur Aufgabe, sondern ein Hindernis, das überwunden werden kann – und das in den meisten Fällen sehr schnell. In den meisten Fällen ist eine falsche Anlegetechnik die Ursache1.
Was bedeutet das genau, fragst du dich? Wenn ein Baby beispielsweise durch eine ungünstige Stillposition seine frühkindlichen Reflexe nicht richtig nutzen kann, ist das Resultat häufig, dass es den Mund nicht weit genug öffnet. Öffnet es den Mund nicht weit genug, so erfasst es nur deine Brustwarze, nicht aber auch noch den Brustwarzenhof. Das führt bei dir zu Schmerzen. Falls du also von wunden Brustwarzen betroffen sein solltest, ist das korrekte Anlegen und Positionieren deines Babys die wichtigste Therapie und Prävention.
Mit folgenden Tipps kannst du bei wunden Brustwarzen schnell Linderung finden.
Was hilft bei wunden Brustwarzen?
- Richtiges Anlegen:
- Achte darauf, dass dein Baby korrekt angelegt ist, um wunde Brustwarzen durch falsches Anlegen zu beheben.
- Wie du erkennst, ob dein Baby richtig angelegt ist, erfährst du hier.
- Stillpositionen anpassen:
- Probier verschiedene Positionen aus, um herauszufinden, was für euch zwei am besten funktioniert. Jede Mama-Baby-Einheit ist anders!
- Für den Stillbeginn empfiehlt die aktuelle Studienlage das Stillen in zurückgelehnter Haltung (auch intuitives Stillen genannt), um wunden Brustwarzen vorzubeugen oder sie zu lindern2,3.
- Stillpositionen wechseln
- Wechsel deine Stillpositionen, damit deine Brustwarzen unterschiedlich beansprucht werden.
- Milchspendereflex auslösen:
- Ein guter Milchfluss reduziert die Gefahr von wunden Brustwarzen
- Entspanne dich vor dem Stillen und nimm dir Zeit für eine kurze Brustmassage. Wie du eine Brustmassage durchführst, erfährst du hier.
- Milcheinschuss lindern:
- Beim Milcheinschuss (in Fachkreisen auch “initiale Brustdrüsenschwellung“ genannt) kann deine Brustwarze aufgrund der Schwellung abgeflacht sein. Das kann dazu führen, dass dein Baby Schwierigkeiten hat, deine Brust gut zu erfassen
- Eine bewährte Methode, um die Flüssigkeit rund um die Brustwarze etwas zurückzudrängen, ist die sogenannte Reverse Pressure Softening Methode (RPS). Wie du diese richtig durchführst, erfährst du hier.
- Druck auf Brustwarze vermeiden:
- Gut durchblutetes Gewebe wird weniger wund und elastischer. Daher solltest du unbedingt den Druck auf deine Brustwarzen vermeiden
- Verzichte in den ersten Tagen nach der Geburt auf Stilleinlagen
- Greife nach Bedarf zwischen den Stillmahlzeiten auf den Wiener Brust-Donut zurück: Diesen kannst du entweder selbst basteln oder in der Drogerie kaufen. Hier findest du eine Anleitung.
- Auf Fremdsauger verzichten
- In den ersten Tagen und Wochen, solange bis sich das Stillen bei euch eingependelt hat, solltest du vollständig auf Schnuller und Flaschen verzichten.
- Diese können im schlimmsten Fall zu einer Saugverwirrung bei deinem Baby führen. Das heißt, dein Baby »verlernt« das richtige Saugen an der Brust, weil es ihm durch die Flasche viel leichter fällt. Das kann bei dir zur Verschlimmerung von wunden Brustwarzen führen.
Wie pflege ich wunde Brustwarzen nach dem Stillen?
Das Wichtigste bei der Pflege deiner wunden Brustwarze ist eine gute Hygiene, damit keine Bakterien in deine Brust gelangen.
- Brustwarzen reinigen:
- Hat deine Brustwarze offene Wunden, so solltest du sie nach dem Stillen unbedingt mit einer physiologischen Salzlösung beträufeln
- Reinige deine Brustwarzen zusätzlich regelmäßig sanft mit warmem Wasser und ph-neutraler Seife
- Muttermilch als Heilmittel nutzen:
- Gib nach dem Stillen ein paar Tropfen Muttermilch auf deine Brustwarzen – nicht verreiben, sondern einfach trocknen lassen. Muttermilch verfügt über antibakterielle Eigenschaften.
- Trage nach dem Stillen eine hochgereinigte Lanolin-Salbe auf die trockene Brustwarze auf, um sie zu schützen. Wichtig ist, dass du die Salbe nur sehr dünn aufträgst
Wenn der Schmerz bleibt, lass den Kopf nicht hängen!
Wenn all diese Maßnahmen nicht funktionieren, solltest du dir schnellstmöglich professionelle Hilfe suchen, und zwar durch eine Hebamme oder Stillberaterin. Wenn du magst, kannst du jetzt ein kostenloses Erstgespräch mit mir buchen – vor Ort in Trier oder online.
Was ist mit Silberhütchen, Kompressen, Lasertherapie, Hydrogelauflagen und Co.?
Da ich wissenschaftlich und somit evidenzbasiert arbeite, kann ich keine der oben genannten Produkte empfehlen. Es gibt dazu keine fundierte Evidenz zur Wirkung und Effizienz. Aus persönlicher Erfahrung und der wissenschaftlichen Literatur lässt sich eindeutig ableiten, dass bei wunden Brustwarzen vor allem die Optimierung der Anlegetechnik und Stillpositionen zur schnellen Linderung beitragen. Genannte Produkte dienen häufig lediglich der Symptombekämpfung und können, sofern falsch angewendet, den Zustand der Brustwarzen sogar verschlechtern.
Du bist stärker, als du denkst
Stillen kann sich wie ein neuer Tanz anfühlen, den man lernen muss. Mit jedem Tag wird es einfacher, und die Bindung zu deinem Baby wird stärker. Du machst einen großartigen Job und ich bin hier, um dich zu unterstützen, wann immer du es brauchst. Lass uns die Herausforderungen des Stillens gemeinsam angehen!
Herzliche Grüße 💖
Deine Chrissi
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Führt zu häufiges Anlegen und “Nuckeln” meines Babys zu wunden Brustwarzen? Nein – das ist ein weit verbreiteter Mythos. Wenn dein Baby korrekt angelegt ist, ist das Stillen für dich vollständig schmerzfrei und eine Einschränkung der Stillzeiten ist nicht notwendig und nicht empfehlenswert. Ein Baby, das nicht oft genug angelegt wird (mindestens 8–12 mal in 24 Stunden) kann eine Gedeihstörung entwickeln, auch die Milchproduktion kann darunter leiden.
- Habe ich durch meine helle Haut sensiblere Brustwarzen? Nein, wissenschaftlich konnte nicht bestätigt werden, dass hellhäutigere Frauen häufiger wunde Brustwarzen haben4.
- Kann ich trotz wunder Brustwarzen weiterstillen? Ja, mit der richtigen Unterstützung und Anpassungen in der Stilltechnik kannst du weiterhin stillen und Schmerzen reduzieren.
- Gibt es bewährte Hausmittel gegen wunde Brustwarzen? Ja, Muttermilch direkt auf die Brustwarzen aufzutragen und an der Luft trocknen zu lassen ist ein bewährtes Hausmittel.
- Wie lange dauert es, bis wunde Brustwarzen wieder heilen? Die Heilungsdauer kann variieren, aber durch richtige Pflege und Technik kann sie beschleunigt werden. Hol dir fachkundige Hilfe – beispielsweise durch eine Stillberaterin – wenn sich deine Schmerzen nicht innerhalb von wenigen Tagen bessern.
- Welche Salben helfen bei wunden Brustwarzen beim Stillen? Hochgereinigtes Lanolin ist eine empfohlene Salbe, die helfen kann, die Brustwarzen zu schützen und zu heilen. Andere Salben, sowie Kompressen aus der Drogerie haben keine wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung.
Literaturverzeichnis:
1: Reich-Schottky, Utta/Elien Rouw: Stillwissen: Theorie und Praxis, Sankt Augustin: DAIS – Deutsches Ausbildungsinstitut für Stillbegleitung (gUG), 2021, S. 155.
2: M. Milinco, L. Travan, A. Cattaneo et al., Effectiveness of biological nurturing on early breastfeeding problems: a randomized controlled trial, International Breastfeeding Journal 15, 21 (2020). DOI: https://doi.org/10.1186/s13006-020-00261-4
3: Z. Wang, Q. Liu, L. Min and X. Mao., The effectiveness of the laid-back position on lactation-related nipple problems and comfort: a meta-analysis, BMC Pregnancy and Childbirth 21, 248 (2021). DOI: https://doi.org/10.1186/s12884-021-03714-8
4: Lauwers & Swisher, 2021:401).